Wie am 2. Eintrag zu erkennen ist, wird der Blog nicht chronologisch. Da hätte ich früher anfangen müssen und irgendwie gefällt es mir auch nicht die Gedanken nach einer zeitlichen Reihenfolge einzubringen. Wäre dem so, müsste ich nun darüber schreiben, wie ich das Thema den Freunden, der Familie, dem Arbeitgeber vermittelt habe. Stattdessen handelt dieser Beitrag von der langen Zeit, in der „nichts“ passiert.
Zuvor habe ich bereits meine Hobbys beschrieben, nochmal zur Erinnerung: Schwimmen, Fahrradfahren, Spaziergänge, das Dasein als Zuschauer beim Fußball und auch gerne Mal „Party machen“. Doch die meisten dieser Aktivitäten fielen erst mal weg, aus verschiedenen Gründen. Der Körper ist nach der Chemotherapie ziemlich geschwächt. Schon kleinste Alltagstätigkeiten sind ziemlich anstrengend. Als Beispiel: Die Dusche. Normalerweise benötige ich dafür etwa 10 Minuten. Derzeit ist es etwa eine halbe Stunde, da allein da ich allein vom Abtrocknen völlig aus der Puste bin. An Fahrradfahren (was sowieso rechtlich heikel ist, ich habe so ein Ding unterschrieben, laut dem ich nicht am Verkehr teilnehmen darf …) oder Schwimmen ist daher nicht zu denken. Dazu kommt noch das Immunsystem, welches ja ebenfalls geschwächt ist. Man muss dazu sagen, dass ich hier ziemliche Angst habe, denn wer sich auch nur eine Erkältung einfängt, muss mit der Chemo pausieren. Ich will ja den Krebs besiegen und denke, das wird schwieriger, je mehr Zeit vergeht. Schon vor der ersten Chemo habe ich mir was eingefangen und lag 7 Tage mit Fieber im Bett – gerade so halfen die Antibiotika. Zwischen Chemo 1. und 2. waren 5 Wochen Pause, da eine Wunde nicht heilen wollte und eine Blutvergiftung bei Chemogabe befürchtet wurde. Auf weitere Zwangspausen habe ich keine Lust, insofern fordere ich meinen Körper auch nicht hinaus. Immerhin sind Spaziergänge drin; die Weser ist nicht weit weg. Leider beginnt nun die kalte Jahreszeit, weshalb diese auch wegfallen könnten: Die (vorübergehende) Nervenschädigung an Füssen, Händen, Lippen, Zunge, Wangen, Nase … führt dazu, dass schon bei 10 Grad nach wenigen Sekunden ein Kribbeln beginnt, was viele von einem „eingeschlafenen“ Arm kennen. Ächz. Derzeit bleiben mir neben den Spaziergängen also Hobbys, die Zuhause mit Heizung und Decke stattfinden: Filme, Serien (zum Glück hab ich u.a. Zugriff auf Amazon Prime, Netflix, YouTube und weitere Adressen), Bücher und Postcrossing. Das klingt zwar nicht so abwechslungsreich, ist es aber tatsächlich – sieht man es positiv, kann ich derzeit mal die ganzen Empfehlungen aus dem Freundeskreis abarbeiten, Dokumentationen schauen oder sonstigen Kram, der auf YouTube liegt. Erst gestern habe ich, es ist ja Schach-WM, mir Schach-Strategie-Videos angeschaut und weiß nun endlich, wie man „englisch eröffnet“. Hurra. Trotz allem ist es etwas langweilig zwischendurch. Da gibt es sogar Momente, an denen ich mir wünsche, dass ich nun endlich wieder die Therapie bekomme, da man mit der ganzen Übelkeit, dem Kotzen, den latenten Kopfschmerzen merkt, dass der Körper arbeitet, kämpft. Es vorangeht. Anregungen sind deshalb gerne Willkommen, neulich wurde mir Yoga empfohlen. Vielleicht gibt es da ja auch Videos?
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AutorIn diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Krankheit und vielleicht noch mehr. ArchivKategorien |